Um bei den Amazon.com-Weihnachtsempfehlungen für Spielzeug gelistet zu werden, sollen Hersteller bis zu zwei Millionen Dollar gezahlt haben. Das berichtet das Medienunternehmen Bloomberg.

Was haben das Lego Harry Potter Schloss , ein 36er Pack Play-Doh Knete und das Fisher-Price Batmobil gemeinsam? Sie alle stehen auf der Holiday Toy List bei Amazon.com, der Liste mit Spielzeugempfehlungen für Weihnachten. 100 Spielzeuge, Spiele und Geschenke für Kinder sind hier prominent aufgeführt. Eltern und anderen Schenkenden soll diese Auswahl helfen, bei der Vielfalt an Spielwaren den Überblick zu behalten. Traditionell ist das Weihnachtsgeschäft die Hauptsaison für viele Spielwarenhersteller. Sie erwirtschaften einen großen Teil des Jahresumsatzes im diesem Zeitraum. Das weiß auch Amazon. Laut dem Medienunternehmen Bloomberg hat sich der Konzern eine Platzierung auf seiner Holiday Toy List unter Amazon.com teuer bezahlen lassen. Von bis zu zwei Millionen US-Dollar ist die Rede. Je mehr ein Unternehmen zahlte, desto mehr Produkte habe es für die Liste nominieren können und desto prominenter würden die Spielwaren auf der Website präsentiert. Laut Bloomberg wollte der Onlineriese so mindestens 20 Millionen Dollar einnehmen.

Verbraucherschützer kritisieren die Liste von Amazon

US-amerikanische Verbraucherschützer werfen dem Konzern Täuschung vor. Denn nach außen hin stellt Amazon.com seine Empfehlungsliste als unabhängige Auswahl dar. Anne Carrihill, Leiterin der Kategorie Toys & Games bei Amazon.com.: „Unsere Top 100 Spielzeuge und Spiele wurden von einem Expertenteam sorgfältig zusammengestellt, um die neuesten, meistverkauften und meistbesprochenen Spielzeuge hervorzuheben.“ Auf der Homepage ist kein Hinweis sichtbar, dass es sich um bezahlte Platzierungen handelt. Robert Weissman, Präsident der Verbraucherorganisation Public Citizen: „Sie schreiben keine ‚bezahlte Anzeige‘ darauf, weil das die Wahrnehmung der Informationen durch die Verbraucher völlig verändert.“ Da Kunden Empfehlungen aus unabhängigen Quellen mehr schätzten, würden die Unternehmen ihre finanzielle Beteiligung lieber geheim halten. Für Weissmann ist es völlig legal, dass Amazon Werbung auf seiner Website verkauft. Es werde aber zu einem Problem, wenn der weltweit größte Online-Händler den Käufern sage, dass die Empfehlungen von Experten kuratiert würden, aber nicht das Geld preisgebe, das er von der Spielzeugindustrie erhalte.

Auch Walmart lässt sich Platzierungen bezahlen

Die Empfehlungslisten sehen Experten als schnell wachsenden Bereich in Amazons Werbegeschäft. Allein mit den Weihnachts-Geschenkeguides für Spielzeug, Elektronik und Haushaltswaren sei 2017 ein Umsatz von über 120 Millionen Dollar erzielt worden. Das ist Bloomberg zufolge ein Plus von 40 Prozent zum Vorjahr. Dieses Beispiel zeigt, wie hart umkämpft das Weihnachtsgeschäft ist. Auch andere Konzerne bitten die Hersteller zur Kasse, um auf den weihnachtlichen Empfehlungslisten berücksichtigt zu werden. Laut Bloomberg nimmt Walmart Inc. monatlich 10.000 US-Dollar pro Produkt, damit Spielwarenunternehmen in November und Dezember auf der „Buyer’s Picks“ Spielzeugliste erscheinen. Auch was die Anzeigenpreise angeht, ist die Weihnachtszeit die Hauptsaison. Optimale Werbeflächen im Spielwarenbereich auf der Walmart Homepage kosten Bloomberg zufolge im November 180.000 US-Dollar. Amazon weiß um seine Marktmacht und stellt hier mit 300.000 Dollar noch höhere Beträge in Rechnung.

 

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Link: Für Platzierungen auf der Holiday Toy List soll Amazon von Spielwarenherstellern hohe Beträge verlangen.

Bild: Amazon

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