Ob in elektrischem Spielzeug, Babyphones oder neuerdings sogar Windeln: Smarte Technik erobert das Kinderzimmer. Experten sehen einen Milliardenmarkt.

Die Technik macht es möglich: Im Herbst bringt Pampers – vorerst nur in den USA – eine smarte Windel auf den Markt. Lumi by Pampers kombiniert eine Videokamera mit einem Aktivitätssensor und fügt die Informationen in einer App zusammen. Der Aktivitätssensor an der Windel zeigt den Eltern an, wie voll diese ist. Er erkennt Windelwechsel und Eltern können diese Daten in der App aktualisieren. Laut Pampers soll Lumi helfen, Muster im Tagesablauf des Babys zu sehen. Zahlreiche weitere smarte Produkte rund um Kinderausstattung sind bereits auf dem Markt: Zum Beispiel Söckchen, die Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung messen und an eine App übermitteln. Oder Babyphones, die Videoaufnahmen des Säuglings an das Smartphone der Eltern schicken. Auch im Spielwarenbereich erobern smarte Geräte die Herzen der kleinen Kunden. Experten des Marktforschungsunternehmens Hexa Research sagen hier weltweit ein starkes Umsatzwachstum von mehr als 15 Prozent jährlich auf über 24 Milliarden US-Dollar in 2025 voraus.

Welchen Umsatz erzielen Smarte Spielzeuge?

Laut der Hexa Research-Studie „Smart Toys Market Size and Forecast“ ist das smarte Spielzeug bei Eltern und Kindern gleichermaßen beliebt. Kinder schätzen demnach die Interaktivität und das technische Erlebnis. Die Erziehungsberechtigen sähen darin vor allem ein effektives Medium zur Förderung der intellektuellen Fähigkeiten der Kinder. Vor allem der Bildungsfaktor hat den Fachleuten zufolge einen hohen Stellenwert. Dieser Punkt habe die Industrie dazu veranlasst, Geräte mit fortschrittlichen Spracherkennungsfunktionen und Hardwaresensoren auf den Markt zu bringen. So sollen die Produkte noch intelligenter, interaktiver und dynamischer werden. Die Zielgruppe dabei wird immer jünger. Allein in den USA erzielten smarte Spielzeuge im Bereich der Vorschulkinder 2017 einen Umsatz von 3,07 Milliarden Dollar. Für Kleinkinder sagt die Studie sogar ein jährliches Wachstum von über 16 Prozent voraus.

Fachmärkte sind Hauptumsatzquelle

Wichtigster Vertriebskanal für die Smart Toys sind Fachmärkte. Auf sie entfielen zuletzt 40 Prozent des Marktanteils. Deutliche Konkurrenz kommt von den Onlineplattformen. In den letzten Jahren haben viele Hersteller in den E-Commerce investiert. Die Hexa Research Studie sieht für smarte Spielzeuge, die online verkauft werden, jährliche Zuwachsraten von 16 Prozent. Ob nun eine smarte sprechende Puppe, ein filmendes Babyphone oder ein cleverer interaktiver Laptop: Viele Politiker, Eltern und Experten haben Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. So fordern die Bundesländer, auf EU-Ebene eine einheitliche IT-Sicherheitszertifizierung für Smart Toys zu implementieren. „Kinder sind besonders unerfahren und können Risiken und Konsequenzen in der Regel nicht ausreichend einschätzen. Ich halte es deshalb für unerlässlich zur Information der Eltern, dass bereits auf der Verpackung des Produkts klare und eindeutige Informationen zum Zweck und zum Umfang der Datenspeicherung stehen. Wir brauchen ein Label, das Auskunft über Datenintensivität beziehungsweise Datensparsamkeit gibt“, so NRWs Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser.

Datenschutz als sensibles Thema

Das sieht auch der TÜV-Verband so: „Die europäische Spielzeugrichtlinie aus dem Jahr 2011 ist nicht mehr zeitgemäß und muss dringend überarbeitet werden“, meint Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. „Spielzeuge verfügen immer häufiger über digitale Funktionen und sind mit dem Internet verbunden. Weder die Sicherheit vor IT-Angriffen noch der Datenschutz sind in der gültigen EU-Richtlinie ausreichend berücksichtigt.“ Der TÜV-Verband sieht bei vernetzten Spielzeugen Risiken, die von den Herstellern beachtet werden müssten. So sollte die Kommunikation der Datenverbindungen ausschließlich verschlüsselt verlaufen. Es sollte zudem ein hoher Passwortschutz bei den Geräten implementiert sein. Zudem sollten die Unternehmen regelmäßige Software-Updates zur Verfügung stellen und den Datenschutz berücksichtigen. Händler, die sich über sichere smarte Spielzeuge und Produkttests informieren möchten, können dies auf Seiten der EU und des Familienministeriums tun. Klicksafe.de ist eine EU-Inititiative für mehr Sicherheit im Netz. Unter surfen-ohne-risiko.net finden sich, gefördert durch das Familienministerium, Testergebnisse von internetfähigem Spielzeug mit einer Risikoeinschätzung.

 

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Link: Das Marktforschungsunternehmen Hexa Research hat den Bereich der Smart Toys untersucht.

Bild: Pampers

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