Erneut steht der traditionsreiche Modellbauer Graupner vor dem Aus. Der südkoreanische Mutterkonzern beliefert das Unternehmen nicht mehr.

Für die Mitarbeiter der Graupner/SJ GmbH in Kirchheim unter Teck dürfte es eine Hiobsbotschaft in der Weihnachtszeit sein. Die südkoreanische Muttergesellschaft hat entschieden, dass das Unternehmen in Deutschland nicht mehr Teil der Herstellungs- und Vertriebskette des Herstellers von Fernsteuerungskomponenten und RC-Elektronik sein wird. Daher hat das deutsche Modellbau-Urgestein erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Denn das Unternehmen erhält keine Produkte und auch keinen Support mehr. Erschwerend hinzukommt, dass das Knowhow sowie die Markenrechte seit der ersten Insolvenz bei der Muttergesellschaft in Südkorea liegen. Geschäftsführer Hannes Runknagel: „Die Nutzungsrechte der Marke Graupner wurden im Zuge der Insolvenz im Jahre 2013 an die südkoreanische Muttergesellschaft verkauft und nur über eine Lizenz der deutschen Vertriebsgesellschaft zur Verfügung gestellt. Die Belieferung durch die Muttergesellschaft wurde ebenfalls bereits seit längerem eingestellt. Damit ist der Gesellschaft in der jetzigen Ausrichtung und der Abhängigkeit von der Muttergesellschaft die Geschäftsgrundlage weitestgehend entzogen.“

Graupner hat bereits mit Sortiments-Abverkauf begonnen

Um für alle Beteiligte Planungssicherheit zu haben, reichte das Unternehmen einen Antrag auf Einleitung des Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein. Der Abverkauf des Sortiments hat bereits begonnen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Stuttgarter Rechtsanwalt Holger Blümle von Schultze & Braun bestellt. Er hält den Geschäftsbetrieb auch nach dem Insolvenzantrag aufrecht. Blümle: „Damit deutet sich nun das Ende einer Ära im Deutschen Modellbau und Handel von Komponenten zumindest unter dem Label Graupner an. Die Gesellschaft verfügt noch über ein umfangreiches Waren-, Komponenten und Ersatzteilwarenlager mit vielen Raritäten und Spezialzubehör. Über den Abverkauf der Lagerware ist es möglich, die Gesellschaft zunächst weiter zu finanzieren. Diese Zeit werden wir nutzen, um Möglichkeiten zu prüfen, wie das umfangreiche Know-how der 40-köpfigen Belegschaft, insbesondere im Bereich Vertrieb, gesichert und auf andere Waren- oder Geschäftsbereiche übertragen werden kann.“

Südkoreanischer Mutterkonzern will einige Produkte selbst herstellen

Die heutige Graupner/SJ GmbH ist eine Nachfolgegesellschaft des Modellbauherstellers, den Johannes Graupner bereits in den 1930er Jahren in Stuttgart gründete. Über Jahrzehnte hinweg prägte Graupner als Traditionsmarke den Markt für Modellbau. „Dem Modellbau fehlt der Nachwuchs, der Markt schrumpft leider unaufhörlich“, so Insolvenzverwalter Blümle. Die Graupner-Produkte wurden in China gefertigt. Das Unternehmen teilte mit, dass die seit längerer Zeit extrem angespannte Marktsituation sowie der stetige Wegfall und die Insolvenz vieler globaler OEM/ODM-Kunden eine Weiterführung des Fertigungsbetriebes in Shenzen unrentabel gemacht hätten. In Zukunft will die südkoreanische Muttergesellschaft selbst die Entwicklung und Fertigung einiger erfolgreicher Kernprodukte übernehmen. Das sollen vor allem die Waren aus dem Fernsteuersegment unter der Markt Graupner HoTT sowie Produkte rund um Ladetechnik, Servos und weiterer Remote Controlled Elektronik sein.

 

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Link: Der Traditionsmarke Graupner wurde durch die Muttergesellschaft die Grundlage für den Geschäftsbetrieb entzogen.

Bild: Graupner GmbH

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