Über 50.000 Stellen sind allein bei den größten Unternehmen zu besetzen. Die Personalsuche ist vor allem bei Fachkräften schwierig.

Die Beschäftigtenzahlen steigen und steigen. Im August 2019 waren laut Statistischem Bundesamt rund 45,1 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7 Prozent oder um 317.000 Personen. In Westdeutschland waren im ersten Quartal 2019 rund 1.085.000 offene Stellen zu vergeben, in Ostdeutschland rund 296.000. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation lag im Bundesdurchschnitt bei 1,7. Auf 170 Arbeitslose kamen also 100 offene Stellen. Im Vorjahresquartal lag diese Relation bei 2,1. Den Handel stellt diese Situation vor Herausforderungen bei der Personalsuche. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Forschungsinstituts EHI. Dafür wurden Handelsunternehmen mit einem Bruttoumsatz von zusammen mehr als 40 Milliarden Euro befragt. Ulrike Witt, Personalexpertin beim EHI, fasst zusammen: „Der Handel sucht Personal, und zwar viel. Knapp 50.000 offene Stellen werden derzeit von den 50 größten Handelsunternehmen in Deutschland ausgeschrieben. Vor allem in den Filialen werden Fachkräfte händeringend gesucht“.

Personalsuche ist für Filialen und Zentralen nicht einfach

Die Personalsuche nach geeigneten Mitarbeitern ist sowohl für die Filialen als auch für die Zentralen herausfordernd. 46 Prozent der Personalverantwortlichen bezeichneten es als schwierig, 42 Prozent sogar als sehr schwierig, Fachpersonal für die Geschäfte zu finden. Das betrifft sowohl Fachverkäufer als auch Einzelhandelskaufleute oder Kassenpersonal. Beim Thema Ausbildung setzt sich die Misere weiter fort. Für ein Drittel der Unternehmen ist die Suche nach Azubis für die Stores sehr schwierig, für 42 Prozent immerhin noch schwierig. Deutlich attraktiver scheinen die Unternehmens-Zentralen für Schulabgänger zu sein. 71 Prozent der Firmen gaben hier an, ihre Ausbildungsplätze problemlos besetzen zu können. Allerdings hapert es auch hier bei der Gewinnung von Fachkräften. 54 Prozent der HR-Verantwortlichen halten die Personalsuche für schwierig, weitere 21 Prozent sogar für sehr schwierig. Das setzt sich im Bereich von Management und Führungskräften weiter fort. 50 Prozent der Befragten können offene Leitungsstellen in den Filialen oder Zentralen nur schwer besetzen.

Hauptgrund für unbesetzte Stellen ist mangelnde Qualifikation

Wenn Unternehmen eine Stelle ausschreiben, erhalten sie im Durchschnitt 19 Bewerbungen. Es dauert in der Regel neun Wochen, bis die Vakanz besetzt werden kann. Wenn Stellen unbesetzt bleiben, ist der Grund vor allem eine zu geringe Qualifikation der Bewerber. Das sagen 59 Prozent der Befragten in Bezug auf die Zentralen und sogar 83 Prozent bezogen auf die Filialen. Als weitere Gründe für die Nichtbesetzung von Stellen in den Filialen werden unter anderem die Arbeitszeiten (79 Prozent), die Vergütung (75 Prozent) und das Image des Einzelhandels (67 Prozent) genannt. Verhinderungsgründe in den Zentralen sind vor allem die hohen Ansprüche der Bewerber und Bewerberinnen (46 Prozent), die nicht ausreichende Anzahl von Bewerbungen (42 Prozent) und die Vergütung (42 Prozent). Kreative Ideen sind gefragt, um neue Mitarbeiter zu begeistern. So hat Ravensburger beispielsweise im Juli zum Future Day eingeladen, um sich mit Führungen, Fachvorträgen und Fotoshootings als Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber vorzustellen.

 

Bilder: EHI, iStock

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