Das Geschäft um Möbel für Babys und Kinder ist in Bewegung. Jens Kerschling, Geschäftsführer von Arthur Berndt, verrät, worauf es ankommt, um erfolgreich zu sein.

Arthur Berndt gibt es seit 1939. Wie haben sich in den letzten Jahren die Vorlieben für Kindermöbel geändert?

Jens Kerschling, Geschäftsführer von Arthur Berndt: Wenn ich mich an meine eigene Kindheit erinnere, habe ich immer vor meinem geistigen Auge ein Kinderbett mit Schlupfsprossen. Ich denke, das war damals in vielen Familien auch das einzige Möbelstück, das gezielt für den Nachwuchs angeschafft wurde. Heute ist es schon so, dass unsere Kunden gezielt nach Möbelserien suchen, die unterschiedliche Möbel wie die Wickelkommode und den Kleiderschrank in einem Design bieten. Was wir aktuell, sicherlich auch aufgrund des enger werdenden Wohnraums in den Städten merken, ist ein Trend zum Kauf von Sets bestehend aus Bett und Wickelkommode. Ein weiterer Trend geht zum Thema Funktionsmöbel.

Was sind derzeit die Trends bei Materialien, Farben und Formen?

Das ist pauschal gar nicht so leicht zu beantworten, da es in Deutschland tatsächlich regional sehr unterschiedlich ist. Man merkt beispielsweise, dass in Norddeutschland eine große Nachfrage nach Möbeln im minimalistischen und skandinavisch geprägtem Design besteht. Im Süden der Republik hingegen darf es gerne auch mal ein etwas kernigeres Holzdekor und ein „stabileres“ Möbel sein. Was in Summe auffällt ist, dass der Kunde sich sehr häufig für weiße Möbel oder helle Dekorkombinationen entscheidet.

Welche neuen Features zeichnen Ihre Produkte aus und werden von den Käufern stark nachgefragt?

Im unteren Preisbereich entscheidet vor allem die Funktionalität der Möbel und eine saubere Verarbeitung. Nähert man sich der Marke von 1000 EUR für ein dreiteiliges Babymöbelset (Bett, Wickelkommode, Schrank) erwartet der Kunde heute zu Recht, dass Türen über gedämpfte Scharniere und Schubkästen über Self-Soft-Close Funktion verfügen.

Wie passen Sie Ihr Sortiment an? Woher wissen Sie heute, welche Produkte morgen gefragt sein werden?

Jedes Produkt unterliegt ja einem gewissen Lebenszyklus und muss nach einer Weile erneuert werden. Das ist bei unseren Möbeln nicht anders. Um am Puls der Zeit zu sein, was das Design und die Dekorauswahl angeht, beobachten wir sehr intensiv den Markt. Es gibt in der Möbelbranche ein paar Produktkategorien, die häufig Trends setzen. Viel Inspiration bezüglich Material und Farben kommt zum Beispiel aus der Küchenindustrie. Natürlich sind für uns auch Messen Pflichttermine, um Ideen zu sammeln und Trends zu erkennen. Immer wichtiger werden Social-Media-Kanäle. Persönlich gehe ich auch gerne mal in den Fachhandel und lasse mich ganz unvoreingenommen beraten.

Wo werden Ihre Möbel gefertigt?

In Norddeutschland. Genauer gesagt im schönen Schwarmstedt, nördlich von Hannover. Hier haben wir unsere industrielle Möbelfertigung sowie die Lagerlogistik. Es ist uns nach wie vor sehr wichtig, selber in Deutschland zu produzieren und auch einen Großteil unserer Vormaterialien in Deutschland zu beziehen. So haben wir immer die Kontrolle über die Produktionsstandards und agieren nachhaltig, indem unsere Produkte nicht quer durch die Welt transportiert werden.

Wie hilft Ihnen „Made in Germany“ bei dem Verkauf Ihrer Produkte? Ist das ein Qualitätsmerkmal, auf das Eltern achten?

Made in Germany“ ist auch heute noch ein Qualitätsmerkmal auf der ganzen Welt. Ich denke schon, dass es bei Eltern Beachtung findet, woher ein Produkt für den kleinen Liebling stammt. Gerade aktuell sind Nachhaltigkeit und bewusstes, regionales Einkaufen sehr wichtige Themen in unserer Gesellschaft. Für uns haben diese Werte schon immer eine sehr große Rolle gespielt und wir spüren bei unseren Kunden nun ganz klar, dass bei vielen ebenfalls ein Umdenken stattfindet. Für uns bleibt gleichzeitig die spannende Herausforderung, durchaus auch preisgünstige Produkte in guter Qualität in Deutschland zu fertigen.

Möbel von Arthur Berndt können umgebaut werden und Kinder so viele Jahre begleiten. Wie wichtig ist dieses nachhaltige Merkmal für die Käufer Ihrer Produkte?

Die Anschaffung von Babymöbeln ist für werdende Eltern eine nicht zu unterschätzende Investition. Insofern empfinden wir es schon als sehr wichtig, die Nutzungszeiten unserer Produkte so lang wie möglich zu gestalten und unseren Kunden dadurch einen Mehrwert zu bieten. Unsere Babybetten lassen sich daher mit Hilfe der Umbauseiten in ein Juniorbett verwandeln. Die Wickelaufsätze von unseren Wickelkommoden lassen sich entfernen, um die Kommode auch nach der Wickelzeit weiter zu nutzen. Außerdem gibt es für einige unserer Serien Erweiterungsmöglichkeiten zum Jugendzimmer. All dies wird von unseren Kunden sehr gut angenommen.

In der Möbelbranche ist oft von einem Preiswettkampf die Rede. Können Sie sich hier mit „Made in Germany“ und nachhaltiger Produktion vom Wettbewerb absetzen?

Tatsächlich ist es so, dass insbesondere in Niedriglohnländern Osteuropas und Asiens viele Möbel gefertigt werden. Oft sind diese trotz des Transports günstiger auf dem deutschen Markt zu haben als einheimische Produkte. Wir empfinden dies als nicht besonders nachhaltig und versuchen den Kunden preislich interessante Alternativen aus Deutschland zu bieten. In diesem Kontext ist das Label „Made in Germany“ eine Besonderheit, die unsere Werte unterstreicht und mit der wir uns von vielen Marktbegleitern unterscheiden.

Für welche Vertriebswege haben Sie sich entschieden und was waren die Gründe?

Ursprünglich kommen wir aus dem klassischen Möbelhandel. Mit den Jahren hat der Babyfachhandel für uns immer mehr an Stellenwert gewonnen. Babymöbel sind beratungsintensive Produkte und ich bin der Überzeugung, dass der stationäre Fachhandel, auch in Zeiten des Onlineshoppings, bezüglich der Beratung einen Mehrwert bieten kann. Unser Fokus liegt heute auf dem Fachhandel, aber natürlich können und wollen wir uns dem E-Commerce nicht verschließen. Auch im Onlinehandel haben wir kompetente Partner gefunden, die unsere Produkte ansprechend präsentieren und verkaufen.

Was ist das Erfolgsgeheimnis für gute und gefragte Baby- und Jugendmöbel?

Das kann ich doch hier nicht verraten 😉 Im Ernst, wenn man mit Leidenschaft für seine Sache einsteht und den Kundennutzen in den Fokus nimmt, macht man vieles richtig! Das gilt übrigens nicht nur für Baby- und Jugendmöbel.

 

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Link: Der Kindermöbelhersteller Arthur Berndt setzt auf Nachhaltigkeit und made in Germany.

Bild: Arthur Berndt

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